"Lass es mich hören
und ich vergesse,
lass es mich sehen
und ich erinnere,
lass es mich tun
und ich behalte."
(Konfuzius)
"Lass es mich immer wieder hören, sehen und tun
und ich kann mein Leben lang selbstständig hören, sehen und handeln."
(Ihr Kindergartenteam)
Das Kind braucht für seine gesunde Entwicklung Rhythmus und Wiederholung. Es ist eingebunden in die Kreisläufe der Natur, die sich im Tag-/ Nachtrhythmus und in den Jahreszeiten zeigen. Deshalb achten wir auf einen geregelten Tagesablauf, in dem das Kind zwischen Wach- und Schlafzeiten und im Wachsein zwischen aktiven und eher passiven Zeiten wechselt. Jeder Tag im Waldorfkindergarten gliedert sich in Zeiten, in denen die Kinder ganz aus ihren eigenen Kräften tätig sind - Freispiel drinnen und draußen - und Zeiten, in denen sie durch die Erzieher/innen konkret angeregt werden - im Reigen und im Märchenkreis. So findet ein Atmungsvorgang statt: Einatmen, also Phasen des Innehaltens, Aufnehmens wechseln mit Ausatmen, Phasen des Ausströmens, nach außen Agierens ab. Jeder Tag bekommt so seinen Rhythmus.
Woran erkennen unsere Kinder den Tagrhytmus? Der spiegelt sich in den Tag für Tag wiederkehrenden festen Aktivitäten, Mahlzeiten und Ruhephasen.
Da das kleine Kind noch nicht Gestern oder Morgen kennt, sondern einzig und allein im Heute lebt, und zwar mit all seinen Kräften, ist es wichtig jedem Tag etwas Besonderes zu geben. Und was ist das Besondere?
Am Essen und an den Tätigkeiten erkennt das Kind den Tag. Was gibt es denn heute? Die Antwort ist: "Brötchen." Ach, dann ist Donnerstag, denn donnerstags gibt es immer Brötchen.
Somit hat jeder Wochentag einen kleinen Höhepunkt. Es werden jeden Tag bestimmte Aktivitäten und ein bestimmtes Frühstück angeboten, zum Beispiel:
Montag - Wasserfarbenmalen und Milchreis,
Dienstag - Waldtag und Gerstensuppe,
Mittwoch - Eurythmie und Hirsebrei mit Apfelmus,
Donnerstag - Spielraum für Bewegung und Brot- und Roggenbrötchen backen,
Freitag - Aufräumtag und Müsli.
So bekommt die Woche eine Struktur, die den Kindern Sicherheit und eine Orientierungshilfe gibt.
Die Wochen stehen wiederum unter dem Zeichen der Jahreszeiten und der Jahresfeste. Am Wechsel der Jahreszeiten erleben die Kinder die Vorgänge in der Natur in lebendiger und tiefer Weise. Sie spüren die unterschiedlichen Stimmungen im Jahreslauf:
Frühling - Erwachen des Lebens und Aufbruch,
Sommer - Fülle und Lebenskraft,
Herbst - Ernte und Einkehr,
Winter - Ruhe und Innerlichkeit.
Entsprechend der Jahreszeit wird im Kindergarten der Jahreszeitentisch gestaltet. Mit jeder Jahreszeit und mit jedem Alter sind im Kindergarten ein bestimmter Erzählstoff, spezielle Märchen und Geschichten verbunden. Lieblingslieder oder spezielle Festtagsessen können in den späteren Jahren noch einmal die Kindheitserinnerungen wach werden lassen.
Die Jahresfeste haben ihren Bezug zu bestimmten religiösen Ereignissen und hier zu Lande auch zu den Jahreszeiten. Durch die Jahresfeste haben die Kinder die Möglichkeit, eine natürliche religiöse Stimmung zu empfinden. Die Stimmung der Jahresfeste spiegelt sich in der Raumgestaltung (Jahreszeitentisch, Wollwandbild, Blumenschmuck), den Liedern und Versen im Reigen und in der Auswahl der Geschichten im Märchenkreis wider.
Im Kindergarten wird Erntedankzeit, Michaeli, St. Martin, Advent, die Heiligen Drei Könige, Fasching, Ostern, Pfingsten und Johanni gefeiert. Das Kindergartenjahr endet mit dem Schulanfängerabschlussfest. Jeder Waldorfkindergarten ist christlich geprägt, aber nicht konfessionell gebunden.
In anderen Ländern und Kulturen werden die Impulse der Waldorfpädagogik gemäß der dortigen Kultur umgesetzt. Das christliche Element lebt dort in der Akzeptanz der anderen Religionen und Kulturen. Jedes Land und jede Kultur findet ihren eigenen Weg, die Waldorfpädagogik mit ihren Traditionen in Übereinstimmung zu bringen, so gibt es zum Beispiel jüdische, moslemische und indianische Waldorfkindergärten.